LCS - LCS-History

Laverda des Monats

Februar 2004

Laverda 650 von Markus Baumann

Bericht: Lisa und Jan Weisskopf-Stahel


Mutter der Geschwindigkeit

Die italienische Traditionsfirma Laverda hat mit den Modellen der Zané Baureihe in den Jahren 94 bis 99 den Anschluss an die Konkurrenz beinahe geschafft. Nahezu totgesagt in den 8O-erJahren, bewahrte sich die eigenständige italienische Marke eine treue Anhängerschaft rund um den Erdball. Unumstrittene Meilensteine in der Geschichte von Laverda sind vorab die 750er SF, die SFC und die 1000er Jota. Das Motorrad aber, das die Basis war für Laverdas Erfolg bei den Big Bikes, war die 650er Twin. Lediglich 52 Exemplare wurden hergestellt. Die unseres Wissens einzige 650er Laverda in der Schweiz gehört dem Aarauer Buchhalter Markus Baumann.

Alles noch gut beisammen

Jöre Jerjen, Motorradmechaniker aus dem Bernbiet und grosser Laverda-Fan, trieb das Motorrad 1994 in Italien auf und brachte es in die Schweiz. Jerjen unterzog das rare Stück einer sorgfältigen Restauration. Nach gründlicher Kontrolle und Reinigung präsentierte sich der Motor in einwandfreiem Zustand. Auf grössere Revisionen Konnte verzichtet werden.
Die Optik hingegen bedurfte eines zeitaufwendigen, kompletten Neuaufbaus, den Jerjen weitgehend selber ausführte.
Als er plante das Land zu verlassen und in eine wärmere Gegend zu ziehen und seine Laverda-Sammlung - die ausschliesslich begehrte Stücke enthielt – nach und nach zu veräussern.

Unheilbar krank

Glücklicherweise fand die geschichtsträchtige 650er Twin mit Markus Baumann einen Käufer, der sich des Seltenheitswerts dieser Maschine bewusst ist, sie aber dennoch nicht in einer Sammlung verstauben lässt, sondern regelmässig damit ausfährt. Markus Baumann besass bis vor wenigen Jahren noch keinen Autoführerschein und bezeichnet sich selber als unheilbar vom „Laverda-Virus“ befallen. Die erste Laverda erstand Markus 1976. eine 750er SF2, Baujahr 1974. Inzwischen darf sich diese Maschine der Gesellschaft verschiedener weiterer Modelle aus Breganze erfreuen die Leidenschaft des Aargauers. Dient doch die Anschaffung neuer Motorräder speziell auch zur Seelenhygiene.

Freunde in aller Welt

Für Markus Baumann zählt jedoch vorab das Fahren mit den Laverda und die wertvollen Kontakte, die er dadurch knüpfen konnte. Laverda-Clubs gibt's in den meisten europäischen Ländern. Auf internationaler Ebene wird ein lockerer Kontakt gepflegt.Über 15 Laverda-Treffen können jedes Jahr in Europa besucht werden. Einige grössere Clubs, darunter Holland, Grossbritannien und Dänemark, geben teils aufwendige Club-Zeitschriften heraus. Markus Baumann stiess 1987 zufällig zum Laverda-Club Schweiz. Sonst n icht unbedingt ein „Vereinstyp“, fühlte er sich in der Gesellschaft der Markenkollegen von Anfang an wohl und blickt heute auf so manches einmalige Erlebnis zurück. Eindrücklich in Errinnerung geblieben ist ihm die Begebenheit im Haus von Massimo Laverda in Breganze. Der Firmenchef hatte anlässlich des Internationalen Laverda-Treffens 1991 je zwei Vertreter jedes anwesenden Clubs in seine Villa eingeladen. "Nie werde ich vergessen, wie der Massimo eine der beiden in Le Mans eingesetzten V6-Langstreckenrenner in der Stube brüllen liess. Sensationell." Seit 1994 ist Markus Baumann im Vorstand des Laverda-Clubs Schweiz und seine Begeisterung für die charaktervollen starken Motorräder wächst noch immer.

Wie Laverda zu den big bikes kam: Die Geschichte der Laverda-Werke bis zur 650er (PDF)


Technische Daten
Motor Zweizylinder-Viertaktmotor, OHC (kettengetrieben), 2 Ventile/Zylinder.
Zwei Dell'Orto Rundschiebervergaser, 29 mm Durchmesser, Elektrostarter.
Bohrung x Hub 75 x 74 mm
Leistung 50 PS bei 6800/min
Hubraum 654 cm3
Fahrwerk Unten offener Stahlrohrahmen. Vorne Teleskopgabel, hinten Stahlrohrschwinge mit zwei Federbeinen.
Bremsen und Räder Vorne Duplex-Trommelbremse, hinten Simplex-Trommelbremse.
Drahtspeicherräder mit Leichtmetallfelgen 18".
Abmessungen Leergewicht 218 kg, Tank 18 l.
Preis 710 000 Lire (1968)
Hersteller Moto Laverda, Breganze/Italien. Gebaut 1968, 52 Stück.
Besitzer Markus Baumann, 5000 Aarau


Publiziert am Sonntag, 1. Februar 2004