Laverda des Monats
Januar / Februar 2006
LAVERDA 750 SF3 von Thomas Amiet
Bericht: Thomas Amiet
Im zarten Alter von 18 Jahren studierte ich Töffkataloge wie so mancher Altersgenosse bis zum "Geht-nicht-mehr". Die aktuellen LAVERDA-Modelle Mitte der 70-er Jahre bestaunte ich mit leuchtenden Augen. Diese Motorräder waren für mich als Studenten aber absolut ausser Reichweite. Das höchste der Gefühle, das ich mir bei den damaligen Versicherungsprämien überhaupt leisten konnte, war eine 125-er Yamaha. Anfangs der Neunzigerjahre sah die Sache glücklicherweise wieder ganz anders aus, denn ich hatte mittlererweile ein Einkommen, die Kinder waren aus dem "Gröbsten" raus und die Prämien purzelten nur so herunter. Grosse Töffs waren für mich auf einmal wieder ein Thema. In der Zeitschrift Tierwelt lachte mir dann ein Inserat entgegen, das eine LAVERDA 750 SF3 anbot. Das Motorrad war lange nicht mehr gefahren worden, so dass eine echte Probefahrt unmöglich war. Ich kaufte die Maschine und begann mit der Restauration. Am meisten Arbeit hatte ich mit der Instandstellung der völlig blockierten Telegabel. Der Sattelüberzug war in Fetzen, diesen liess ich in Echtleder neu anfertigen. Weiter war auch eine Neulackierung von Tank, Seitendeckeln und Heckbürzel fällig. Im Fahrbetrieb nervte mich dann ein Klingeln oder Klopfen des Motors vor allem im Soziusbetrieb und bei hohen Lufttemperaturen. Das Verstellen des Zündzeitpunktes half nichts. Da ich so mit meinen Brüdern nicht mithalten konnte, verkaufte ich die Maschine an einen Kollegen und gönnte mir eine 1200-er LAVERDA.
Nun begann für die 750-er eine traurige Zeit. Dieser Kollege machte die Töffprüfung nie und so stand dieses Motorrad 10 Jahre lang herum, oft sogar draussen. Letztes Jahr nun fragte mich der Kollege, ob er mir diesen Töff zurückschenken dürfe. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen, und so begann die Restauration von Neuem, ausser dass der Töff in einem noch schlechteren Zustand war als das erste Mal. Die Gabel war wieder blockiert, so auch sämtliche Hydraulikteile der Bremsanlage. Der Tank war innen völlig verrostet, die Bremsscheiben ebenfalls. Der Echtledersattel konnte ich mit viel Lederpflege und Lederfarbe gerade noch retten. Die Blechteile – und dieses Mal auch der Rahmen - waren wieder fällig für den Lackierer. Mit dem Einbau einer DMC-Zündanlage und der Verwendung des in der Zwischenzeit erhältlichen Bleifrei-Superbenzins, sowie der Revision der Vergaser habe ich auch das Klopfen in den Griff gebracht. Trotzdem geniesse ich diesen Töff nur im Solobetrieb; denn für die Ausfahrten zu zweit habe ich ja die 1200-er.
Technische Daten | |
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Motor | Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 360 Grad Hubzapfenversatz |
Ventilsteuerung | 1 obenliegende Nockenwelle |
Bohrung x Hub | 80 x 74 mm |
Hubraum | 744 cm3 |
Leistung | ca. 63 PS bei 6800 U/min |
Drehmoment | ca. 74 Nm bei 5100 U/min |
Getriebe | Klauengeschaltetes Fünfganggetriebe |
Rahmen | Brückenrohrrahmen |
Bremsen | Brembo Scheibenbremsen, vorne 2x 280 mm, hinten 1x 280 mm |
Räder | Leichtmetall-Gussräder |
Reifen | vorne 100/90 x 18, hinten 120/90 x 18 |
Gewicht | 235 kg fahrbereit |
Baujahr | 1976 |
Edelbiker | Thomas Amiet |